Womafrika / Frausein in Afrika
Es gibt – vor allem in der Landwirtschaft und informellen Betrieben – viele kleine von Frauen geführte Unternehmen in Afrika, die sehr wichtig für seine Wirtschaft sind. Eine Studie hat gezeigt, dass von Frauen geführte Unternehmen mehr als ein Drittel von allen Betrieben in Afrika ausmachen. Sie sind eine bedeutende Macht, obwohl sie es wegen geschlechtsspezifischen Schranken bisher noch nicht geschafft haben ihr volles Potenzial auszuschöpfen. In vielen afrikanischen Ländern werden die wirtschaftlichen Entscheidungen von Männern getroffen, während die Frauen meist kein Mitspracherecht besitzen, was viele davon abhält selbst etwas aufzubauen. Im Folgenden sollen die größten Probleme von Frauen in Afrika aufgezeigt werden:
1. Arbeitsbelastung
Frauen sind von ihrer Arbeit viel mehr belastet als Männer, die vor allem durch aufwendige familiäre Verpflichtungen zustande kommt. Sie verwenden einen Großteil ihrer Zeit und ihres Einkommens auf den Haushalt, hauptsächlich um ihre Familie zu ernähren und ihren Kindern Bildung zu ermöglichen. Aus Angst vor einem Fehlschlag zögern sie deshalb ihre beschränkten übrigen Einkünfte in ein Unternehmen zu investieren. Ihre Verantwortung für die Kinder und für einen Großteil der Arbeit im Haushalt – wie die Felder zu bestellen oder das Vieh zu versorgen – beschränkt ihre Mobilität und ist der Hauptgrund für die geringe Anzahl von Frauen, die Schulungs- und Alphabetisierungsprogramme besuchen, die lebensnotwendig für den Aufbau eines Unternehmens sind. Stattdessen sind ihre Fähigkeiten und das angebotene Training oft auf „traditionelle Frauenfertigkeiten“ wie Weben, Färben, Knüpfen oder Korbflechten fokussiert.
2. Kapitalmangel
Ein weiteres Problem ist ihr Kapitalmangel, der durch ungerechte Erbschaftstraditionen zustande kommt und auch, weil es Frauen oft nicht erlaubt ist eigenen Besitz zu haben. Eine Studie hat gezeigt, dass sie 70% der landwirtschaftlichen Arbeit erledigen, obwohl sie nur 12% des Landes besitzen. [1] Viele von Frauen geführte Unternehmen klagen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln über ihre Unfähigkeit in den Handel zu investieren. Um dieses Problem zu lösen sind Mikrokredite immer bedeutender geworden, die armen Menschen – vor allem Frauen – finanzielle Hilfe bieten.
Mikrokredite
werden hauptsächlich in wirtschaftlich
schwachen Ländern als finanzielle Hilfe
geboten. In der Regel werden diese wegen der geringen Sicherheit
und dem hohen Bearbeitungsaufwand für solche kleinen
Beträge nicht von
Banken gegeben. Stattdessen werden sie
von privaten
Organisationen ausgestellt, wobei kleine Gruppen von Frauen
als Bürgen
arbeiten und sicherstellen, dass jeder Kredit entsprechend genutzt und
rechtzeitig wieder zurückgezahlt wird.
Die bisherigen
Untersuchungen haben gezeigt, dass
Mikrokredite ein erfolgreiches Mittel sind, um die
Entwicklung in
wirtschaftlichen schwachen Ländern voranzutreiben, wenn sie
mehr Frauen als
Männern gegeben werden, da Männer dazu neigen das
Geld zu verspielen oder es
für alkoholische Getränke auszugeben. Verglichen mit
Männern versuchen Frauen
der ganzen Familie mit dem Geld ein besseres Leben zu
ermöglichen und ihre
Kredite haben eine Rückzahlungsquote von 98 bis 100 Prozent.
[2]
3. Schlechte Infrastruktur
Die schlechte Infrastruktur – vor allem mangelhafte Straßen und das Fehlen von Transportmitteln – betrifft sowohl weibliche als auch männliche Unternehmer. Studien haben herausgefunden, dass 87% aller Wanderungen in Afrika zu Fuß stattfinden. [3] Außerdem wurde gezeigt, dass Frauen durchschnittlich 20kg für 1.4 – 5.3 Kilometer pro Tag tragen, [3] was durch öffentliche Transportmittel drastisch reduziert werden könnte.
Viele Untersuchungen deuten darauf
hin, dass die Verbindung
zu Straßen das Einkommen von
Frauen verbessern kann. Daher haben Frauen, die näher an einer
Hauptstraße wohnen,
meist ein höheres Einkommen als andere, die weit von der
Straße entfernt leben.
Frauen, denen es nicht möglich ist zu reisen, werden
abhängig von Mittelsmännern,
die
ihre Produkte
oft zu einem niedrigeren Preis als sie auf dem Markt bekommen
würden kaufen.
Wegen
fehlender
Technologie und Know-How können viele Frauen nur
kleine Mengen selbst
produzieren und sind deswegen auf die nahen Dorfmärkte
beschränkt, wo sie gegen
die lokale Konkurrenz
kämpfen
müssen.
Doch nicht nur die schlechte
Infrastruktur verringert
ihre Lebenschancen, sondern auch der Zeitaufwand, der durch
Holzsammeln
und Wasserholen
entsteht, für das überwiegend die Frauen in den
meisten afrikanischen Ländern
verantwortlich sind. Eine Studie, die in
drei Ländern durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass
Frauen bis zu 300 Stunden
pro Jahr in Ghana und Tanzania und 800 Stunden pro Jahr in Zambia mit
Holzsammeln verbringen […] [und] mehr als 700 Stunden pro
Jahr in Ghana, 500
Stunden in Tanzania und 200 Stunden in Zambia Wasserholen
müssen.
[3]
Als Folge von den schweren Lasten leiden viele
Frauen später
auch an verschiedenen
körperlichen Problemen.
4. Bürokratie
Wie oben schon
beschrieben haben Frauen eine viel
größere Arbeitsbelastung als Männer, daher
werden ihre Arbeitschancen sehr
durch diskriminierende Verwaltungsbeamte und langwierige
Formalitäten
begrenzt, die oft notwendig sind, um ein Unternehmen aufzubauen. Das
Ergebnis ist, dass viele
Frauen im informellen
Sektor arbeiten und auf kleine Betriebe beschränkt sind, was
einen negativen
Effekt auf die Entwicklung des ganzen Landes hat.
Die International
Financial Corporation
(IFC) hat eine Studie herausgegeben, die die positive Entwicklung von
Frauen
zeigt, wenn die Formalitäten in ihrem Land reduziert wurden. Zum
Beispiel führen Frauen in Ruanda 41 Prozent der
kleinen Unternehmen. Im Kongo dagegen, wo die Gründung 13
Verwaltungsakte, 155
Tage und das Fünffache eines jährlichen
Durchschnittseinkommens in Anspruch
nimmt, sind es nur 18 Prozent.
[4]
Sinina Adbena
Ein sehr schönes Beispiel für den Erfolg von Frauen ist Sinina Adbena aus Ghana. Nach ihrer Scheidung war sie allein mit ihren sechs Kindern und wusste nicht mehr weiter. Eines Tages kamen Entwicklungshelfer in ihr Dorf und informierten die Frauen über Mikrokredite. In der folgenden Zeit lernten sie Buchhaltung zu führen und Geld zu sparen, was die Voraussetzung ist, um einen Kredit zu bekommen.
Mit ihrem Kredit
eröffnete Sinina einen kleinen Laden
in ihrem Dorf, der sehr gut lief und es ihr
ermöglichte, ihren Kredit
schnell wieder zurückzuzahlen. Mit zusätzlichen
Krediten erweiterte sie ihr
Geschäft Schritt für Schritt und plant sogar die
Eröffnung einer kleinen Bar. Einen
Teil des Profits spart sie für ihre Kinder an, die irgendwann
in die Stadt
gehen und dort eine ordentliche Schulbildung erhalten sollen, um einen
gutbezahlten Job zu bekommen. Sie möchte auch eines Tages die
Stadt besuchen, weil
es dort eine größere Bandbreite von
Lebensmöglichkeiten gibt und das Leben
aufregender ist.
Rosi Degg
Quellen:
- Gender – Die Gleichberechtigung von Mann und Frau
in Afrika,
http://www.gesichter-afrikas.de/gender.html,
aufgerufen am 31.05.2010
- Sultan Rehman Sherief, Asmahani Aswaddalai, Bottlenecks To
Women's Economic Empowerment In Africa,
http://www.africaeconomicanalysis.org/articles/77/1/Bottlenecks-To-Womens-Economic-Empowerment-In-Africa/Page1.html,
08.12.2008, aufgerufen am 02.06.2010
- Nathalie Klüver, Mikrokredite in Afrika: Frau
Adbenas
kleines Wirtschaftswunder (1. Teil),
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,574570,00.html,
31.08.2008, aufgerufen am 01.06.2010
- Nathalie Klüver, Mikrokredite in Afrika: Frau
Adbenas
kleines Wirtschaftswunder (2.Teil),
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,574570-2,00.html,
31.08.2008, aufgerufen am 01.06.2010
- Frauen als Unternehmerinnen: Ein Schlüssel zur
Armutsbekämpfung in Afrika,
http://www.gtz.de/de/presse/21625.html,
19.11.2007, aufgerufen am 31.05.2010
2 http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,574570-2,00.html
3 http://www.africaeconomicanalysis.org/articles/77/1/Bottlenecks-To-Womens-Economic-Empowerment-In-Africa/Page1.html
4 http://www.gtz.de/de/presse/21625.htm
Bilder:
1. Aus http://www.welthungerhilfe.de/frauen-gleichberechtigung-afrika.html
2. http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
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